In der Arktis ist der Winter seit einigen Wochen eingekehrt. Das Packeis dehnt sich daher wieder aus. In den Gewässern der Antarktis hingegen wird es wärmer, deutlich mehr als üblich. Mit entsprechenden Folgen.
Am Nordpol breitet sich seit fast zwei Monaten die Polarnacht aus. Dadurch bekommt eine immer größer werdende Region kein Sonnenlicht mehr. Die daraus resultierende Abkühlung führt zu einer Zunahme des Packeises auf dem umliegenden Meer. Mittlerweile sind wieder 9,3 Mio km² mit Eis bedeckt. Ende des Sommers wurde mit knapp 4,1 Mio km² das Minimum erreicht. Es wurde zwar weniger Eis verzeichnet, als noch im vorherigen Jahr zu dieser Zeit, doch wurde kein Tiefstrekord erreicht.
In den Gewässern rund um die Antarktis wurde zum Ende des letzten südhemisphärischen Sommers mit knapp weniger als 2 Mio km² Meereisfläche ein Rekordtief registriert. In den Monaten danach nahm zwar die Eisfläche wieder zu, doch sie blieb lange hinter den üblichen Werten zurück. Dies zog sich bis in den Südwinter hinein fort. Der höchste Eisstand wurde wie gewöhnlich im September erreicht. Doch der Höchstwert ist erschreckend. Nachdem in den letzten Jahren immer wieder Werte nahe 18 Millionen Quadratkilometern verzeichnet wurden und der bisher niedrigste Höchststand im Jahre 1986 auftrat, blieb in diesem Jahr der Wert der größten Ausdehnung weit hinter den üblichen Werten zurück. Es fehlten mehr als 1 Mio km² mehr als in den Vorjahren. Dies ist ein überraschend starker Rückgang, der für den kommenden Südsommer nichts Gutes erwarten lässt.
In der Arktis hat sich der Rückgang des Meereises in den letzten 15 bis 16 Jahren verlangsamt und verbleibt im Jahresdurchschnitt auf einem Niveau rund 2 Millionen Quadratkilometer unter dem früher üblichen Werten. In der Südhemisphäre erfolgte von den 1980er Jahren bis 2014 eine Zunahme. Doch dann kam es in wenigen Jahren zu einem kräftigen Verlust. Nach kurzer Erholung bis Anfang 2021, schmilzt nun das Eis förmlich dahin. Der Jahresdurchschnitt liegt nun mit 10 Mio km² genauso tief wie im hohen Norden.
Während der weltweite Gesamtwert in den 1980er Jahren noch bei 23 Millionen Quadratkilometern lag und sich durch gegenseitiges Ausgleichen der beiden Hemisphären bis 2014 sogar auf leicht höherem Niveau befand, kommt es seitdem zu einer schrittweisen Verringerung. Anfang des kommenden Jahres könnte der weltweite Jahresdurchschnitt die 20 Mio km² unterschreiten.
Zu den Ursachen gehört neben dem aktuellen El Niño auch der Vulkanausbruch des Hunga Tonga-Hunga Ha'apai Mitte Januar 2022. Fast 150 Millionen Tonnen Wasserdampf wurden dabei bis in die Stratosphäre getrieben. Die Folgen dieses Ereignisses mischen sich nun mit in die Erwärmung der letzten Jahrzehnte. Wie lange dieser Effekt anhalten wird, ist unklar. Es gab bisher kein vergleichbares Ereignis, das als Vorlage für Abschätzungen dienen könnte.